Warum ich fotografiere, wie ich fotografiere

Mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens hatte ich das Gefühl mit „angezogener Handbremse“ durch’s Leben zu schlittern und mehr gelebt zu werden, als selbst das Ruder in der Hand zu halten. 

Als nach dem Tod meiner Mutter eine Depression bei mir diagnostiziert wurde, war ich geradezu erleichtert. Ich begann zu verstehen, dass mich von klein auf ein Trauma davon abgehalten hatte, die große Bandbreite der Gefühle und Emotionen zu fühlen und echtes Leben zu wagen. Ich hatte mich von mir (oder einigen Anteilen) und den Menschen um mich herum abgetrennt, um mich zu schützen. 

Nach und nach wuchs der unbedingte Wille, dieses Leben auf Zimmertemperatur hinter mir zu lassen und „all-in“ zu gehen. Leider ist es ja nicht mit Wissen allein getan und so begab ich mich immer wieder vertrauensvoll in Prozesse, die mein Leben veränderten. Ich wünschte mir mehr Verbindung mit mir und mit anderen, wollte alle Gefühle, die da sind, wahrnehmen – mich einfach lebendig fühlen! Ich entdeckte wunderbare neue Welten in mir, genauso wie Ent-Täuschungen und kam mir dabei mehr und mehr selbst auf die Schliche. Ich überwand meine irrationale Scham und die Angst mich zu zeigen, so, wie ich bin. Ganz allmählich gab ich MIR – statt den anderen – die Hauptrolle in meinem Leben.

„Heute nehme ich meinen Platz im Leben ein und freue mich, Menschen auf ihrem Weg zur Selbstannahme mit meiner Fotografie begleiten zu dürfen.“

Und so führte mich vor einigen Jahren mein Weg aus der sicheren Anstellung in der Finanzbranche heraus hin zur Co-Selbstständigkeit mit meinem Mann Dirk, der seit vielen Jahren selbständig als Fotograf arbeitet. Zunächst eher hinter den Kulissen und als Second-Shooter bei Hochzeiten aktiv, gehe ich seit 2020 mit eigenen Foto-Projekten in die Welt und arbeite heute Vollzeit als Fotografin. 

Aufgrund meiner eigenen Geschichte lege ich bei meinen Portrait-Shootings besonders viel Wert darauf, mir Zeit zu nehmen, einen wohlwollenden, sicheren Rahmen zu kreieren, um es mir und dem Menschen vor der Kamera leicht zu machen, in Verbindung zu kommen, denn das ist es, was mich wirklich interessiert und was meine Fotografie ausmacht. Dazu gehört auch, dass wir erst einmal besprechen, wie es uns geht und wie der Ablauf ist – und wenn große Aufregung da ist, schütteln oder atmen wir diese erst einmal weg, bevor ich anfange zu fotografieren. Emphatisch, achtsam und spielerisch führe ich dann durch das Shooting, denn nur ein entspanntes Gesicht zeigt das Strahlen, das ich in meiner Fotografie suche.

Wenn meine Kund:innen und ich bei einem Shooting in Verbundenheit dem Flow folgen und unserer Intuition Raum geben, entsteht eine Magie und Lebensfreude, der man sich kaum entziehen kann. Und das spürt man auch in meinen Fotografien.

Vielen Dank an Barbara Biella für die Fotos „in Action“